Happy Birthday Feuerwehr?

02.08.2024
Warum feiern aktuell so viele Feuerwehren ihren „Geburtstag“? – Ein Rückblick

In den vergangenen Jahren tragen viele Veranstaltungen im Landkreisgebiet den Namen – „150 Jahre Freiwillige Feuerwehr“. Viele Fragen sich, warum wurden gerade in diesem Zeitraum so viele Feuerwehrvereine gegründet oder warum gibt es die Vereine nicht schon länger?

Um die Entstehung der Feuerwehrvereine im Landkreis Schwandorf verstehen zu können, ist es wichtig den damaligen Zeitgeist zu verstehen unterstreicht Thomas Forster vom Fachbereich Bevölkerungsinformation und Medienarbeit der Feuerwehren im Landkreis Schwandorf.  Denn die Wurzeln moderner Vereine im allgemeinen lassen sich bis ins 17. und 18. Jahrhundert zurückverfolgen, als die Ideen der Aufklärung und die gesellschaftlichen Veränderungen der frühen Neuzeit Raum für neue Formen der sozialen Organisation schufen. In dieser Zeit entstanden erste wissenschaftliche Gesellschaften, literarische Zirkel und politische Clubs. Ein Beispiel ist die Royal Society, die 1660 in London gegründet wurde, um wissenschaftliche Forschung zu fördern. Mit der Industrialisierung und dem raschen Wachstum der Städte im 19. Jahrhundert nahm die Zahl der Vereine stark zu. In dieser Zeit entstanden viele Arbeitervereine, Sportvereine und politische Vereine. Diese Vereine spielten eine wichtige Rolle bei der Organisation der Arbeiterbewegung und der Förderung des politischen Bewusstseins. Die Turnerbewegung, initiiert von Friedrich Ludwig Jahn, ist ein Beispiel für einen Sportverein, der sowohl sportliche als auch nationale Ziele verfolgte.

Ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Vereine war die Einführung des Vereinsrechts. In Deutschland wurde 1848 im Zuge der Märzrevolution das Recht auf Vereinsfreiheit eingeführt. Dieses Recht wurde in den folgenden Jahrzehnten weiterentwickelt und präzisiert. Das Preußische Vereinsgesetz von 1850 war eines der ersten, das die Rechte und Pflichten von Vereinen regelte. Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehren in Bayern reicht in das 19. Jahrhundert zurück und ist eng mit den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen dieser Zeit verbunden. Die Entstehung und Verbreitung dieser Feuerwehren war ein bedeutender Schritt in der Verbesserung des Brandschutzes und der öffentlichen Sicherheit. Hier sind die wichtigsten Meilensteine und Entwicklungen in der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehren in Bayern.

Frühgeschichte und Notwendigkeit des Brandschutzes

Bereits im Mittelalter waren Brände eine ständige Bedrohung für Städte und Dörfer. Damals wurden Brandbekämpfungsmaßnahmen oft von der gesamten Bevölkerung improvisiert durchgeführt. Es gab keine organisierten Feuerwehrstrukturen, und die Ausrüstung war rudimentär. Türmer, Bader, Armee alle waren dazu aufgerufen im Brandfall Hilfe zu leisten. Ein Kuriosum aus der Oberpfalz ist hier zu nennen. 1407 wurde der Amberger Frauenwirt, also der Betreiber des unter städtischer Regie stehenden Bordells, verpflichtet, mit seinen „Töchtern“ zum Löschen zu eilen. nach Erlass Mit der Industrialisierung und dem Wachstum der Städte im 19. Jahrhundert nahm die Notwendigkeit für eine systematischere und organisierte Brandbekämpfung zu.



Wüten die Flammen in deinem Haus, rufst du nach Gott und der Feuerwehr aus.
Ist aber gelöscht das Flammenmeer, so vergisst du Gott und schimpfst auf die Feuerwehr.


 

Gründung der ersten Freiwilligen Feuerwehren

Die erste Freiwillige Feuerwehr in Bayern wurde 1847 in Augsburg gegründet. Diese Gründung wurde stark von den Ideen der Freiheitsbewegungen und der gesellschaftlichen Veränderungen jener Zeit beeinflusst. Die Augsburger Feuerwehr war eine der ersten ihrer Art in Deutschland und setzte Standards für die Organisation und den Einsatz von Freiwilligen Feuerwehren.

Ausbreitung und gesetzliche Regelungen

Nach dem Erfolg in Augsburg wurden in den folgenden Jahren in vielen anderen bayerischen Städten und Gemeinden Freiwillige Feuerwehren gegründet. Diese Entwicklungen wurden durch verschiedene Katastrophen und Großbrände beschleunigt, die die Notwendigkeit eines effizienten Brandschutzes deutlich machten.

Im Jahr 1868 erließ der bayerische Staat ein Gesetz zur Regelung der Feuerwehrangelegenheiten. Dieses Gesetz schuf einen rechtlichen Rahmen für die Organisation und den Betrieb von Freiwilligen Feuerwehren und legte die Grundlagen für deren Finanzierung und Ausrüstung. Es förderte die Gründung weiterer Wehren und sorgte für eine Vereinheitlichung der Standards und Ausbildungsinhalte. Bereits 1863 gründete sich die Feuerwehr Neunburg vorm Wald, die älteste Feuerwehr im Landkreis und eine der ältesten im Bezirk Oberpfalz. Sie wollten als disziplinierte Gemeinschaft allen Mitbürgern helfen, denen der „Rote Hahn auf das Dach geflogen war“.

Technische Entwicklungen und Professionalisierung

Mit der Zeit wurden die Freiwilligen Feuerwehren technisch immer besser ausgestattet. Die Einführung von Dampfspritzen, später von motorisierten Löschfahrzeugen, und die Entwicklung moderner Schutzausrüstungen verbesserten die Effizienz und Sicherheit der Einsätze erheblich. Auch die Ausbildung der Feuerwehrleute wurde kontinuierlich verbessert und professionalisiert.

Der Einfluss des Zweiten Weltkriegs

Der Zweite Weltkrieg hatte einen erheblichen Einfluss auf die Freiwilligen Feuerwehren in Bayern. Viele Feuerwehrmänner wurden zum Militärdienst eingezogen, und die Wehren mussten oft mit stark reduzierter Personalstärke auskommen. Nach dem Krieg wurde der Wiederaufbau der Feuerwehren zu einer wichtigen Aufgabe. In den Nachkriegsjahren kam es zu einem erneuten Aufschwung und einer Modernisierung der Feuerwehren.

Gegenwart und Zukunft

Heute sind die Freiwilligen Feuerwehren in Bayern eine unverzichtbare Säule des Zivil- und Katastrophenschutzes untermauert Kreisbrandrat Christian Demleitner der sich bei allen Einsatzkräften für ihren Dienst am Bürger herzlichst bedanken möchte. Sie bestehen aus hochmotivierten und gut ausgebildeten Ehrenamtlichen, die in ihrer Freizeit für die Sicherheit ihrer Gemeinden sorgen. „Die Feuerwehren sind nicht nur bei Bränden im Einsatz, sondern auch bei Verkehrsunfällen, Naturkatastrophen und vielen anderen Notlagen“ sagt der Verantwortliche Kreisbrandmeister für Bevölkerungsinformation und Medienarbeit im Landkreis Schwandorf Hans-Jürgen Schlosser. Die Freiwilligen Feuerwehren in Bayern stehen weiterhin vor Herausforderungen wie dem demografischen Wandel und der Sicherstellung der Nachwuchsgewinnung. Trotzdem bleibt ihre Bedeutung für die Sicherheit und das gesellschaftliche Leben in Bayern ungebrochen, auch wenn man hier einen Unterschied zwischen Freiwillige Feuerwehr und dem Feuerwehrverein machen muss welche jedoch Hand in Hand gehen sollten.

Die Entstehung und Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Schwandorf ist eine Erfolgsgeschichte des bürgerschaftlichen Engagements und der Selbstorganisation. Vom improvisierten Brandkampf der frühen Zeiten hin zu den hochorganisierten und technologisch gut ausgestatteten Wehren von heute haben sie einen langen Weg zurückgelegt. Ihre Geschichte zeigt, wie Gemeinschaftssinn und der Wille zur gegenseitigen Hilfe große Fortschritte und Verbesserungen im Bereich des Brandschutzes ermöglichen können. 

“Ehrenamt ist nicht bezahlte Arbeit, aber unbezahlbar wertvoll“ – unterstreicht Hans-Jürgen Schlosser. Der Artikel soll den Lesern zur Reflektion dienen, die Feuerwehren im Landkreis als nicht selbstverständlich hinzunehmen sagt der Autor Thomas Forster. Die Geschichte einer organisierten Brandbekämpfung reicht nicht weit in die Vergangenheit zurück, bietet jedoch allen Grund die Jubiläen zu feiern. Doch die Planung und Durchführung eines solchen Festes erfordert von ehrenamtlichen Helfern viel Zeit, Engagement und Koordination. Die Vorbereitung, Programmgestaltung, Logistik und Verpflegung sowie der größte Aspekt die finanziellen Risiken sind nicht zu unterschätzen und fordern zusätzlich zum Feuerwehrdienst ihren Raum im privaten Zeitablauf. Die Bevölkerung kann sich in einer Notsituation zu jeder Tages - & Nachtzeit auf die Feuerwehren verlassen. Mit einem Besuch einer Veranstaltung zeigen Sie der Feuerwehren auch eine gewisse Wertschätzung der Arbeit.

Autor / Verfasser: Thomas Forster
Referent im Fachbereich Bevölkerungsinformation & Medienarbeit